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Jetzt noch schnell eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen?


Es dauert nicht mehr lange, dann stoßen wir alle wieder auf das neue Jahr an. Mit dem Jahreswechsel ändert sich jedoch nicht nur die Jahreszahl, sondern auch der Höchstrechnungszins. 2021 mussten die Aktuare der Versicherungsgesellschaften noch mit Berücksichtigung des unveränderten Höchstrechnungszinses von 0,9% selbständig entscheiden, welchen Höchstrechnungszins sie langfristig für ihre neuen Produkte verantworten können. In 2022 wird er grundsätzlich auf 0,25% gesenkt.


Ist der Höchstrechnungszins bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung überhaupt relevant?


Ja! Auch wenn die Berufsunfähigkeitsversicherung eine Risikoversicherung ist, also nur im Versicherungsfall eine Leistung fällig wird, wird ein Teil des Beitrages im Hintergrund verzinslich angelegt. Warum? Und weshalb bekommt man am Ende der Laufzeit kein Geld zurück, wenn man nicht berufsunfähig geworden ist?


Nehmen wir an, dass Jana eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchte. Sie ist 25 Jahre alt, Laborantin und möchte den Versicherungsschutz bis 67 vereinbaren. Die Versicherung kalkuliert für die gesamte Laufzeit einen konstanten Beitrag. Der Beitrag orientiert sich an dem Eintrittsalter, der Laufzeit, der vereinbarten Leistung, also der Berufsunfähigkeitsrente, an dem Gesundheitszustand und eventuellen weiteren individuellen Risiken. Weitere individuelle Risiken können beispielsweise besonders gefährliche Hobbys sein. Obwohl Jana über die gesamte Laufzeit den gleichen Beitrag zahlt, ist die Wahrscheinlichkeit einer Berufsunfähigkeit mit steigendem Alter statistisch höher. Der Beitrag wird also so kalkuliert, dass Jana anfangs tendenziell etwas zu viel und zum Ende hin eigentlich zu wenig zahlt. Der Anteil, der anfangs zu viel gezahlt wird, wird vom Versicherungsunternehmen angelegt. Bei der Kalkulation des Anlagebetrages und des hieraus erwirtschafteten Zinses legt das Versicherungsunternehmen einen Garantiezins zugrunde.


Ein Vertrag wird in 2022 tendenziell teurer


Wenn ein Versicherungsunternehmen aufgrund des sinkenden Höchstrechnungszinses diesen Garantiezins von 0,9% auf 0,25% senkt und alle anderen Variablen konstant bleiben, dann wird ein identischer Vertrag im Vergleich zum Abschluss in 2021 in 2022 etwas teurer. Da die Versicherungsunternehmen in der Regel das Eintrittsalter ausschließlich anhand des Geburtsjahres berechnen, also quasi jeder am 01.01. eines Jahres Geburtstag hat, würde der Vertrag mit Abschluss in 2022 ohnehin teurer werden, da das Eintrittsalter ein Jahr größer ausfällt.


Dementsprechend würde es mit einer isolierten Betrachtung des Beitrages schon Sinn machen, jetzt noch schnell in 2021 eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass man sich hier keineswegs unter Druck setzen lassen sollte. Schauen wir uns noch einmal Jana an. Sie würde den Vertrag über eine Laufzeit von 42 Jahre abschließen. Bei einer derartig langen Laufzeit sollte man definitiv keinen Schnellschuss landen. Wenn Jana in 5 Jahren feststellen würde, dass der Vertrag nicht perfekt zu ihr passt, könnte sie den Vertrag zwar kündigen und einen anderen Vertrag abschließen, aber der neue Vertrag wäre aufgrund des höheren Eintrittsalters tendenziell wieder etwas teurer und der oben beschriebene Anteil des etwas zu viel gezahlten Beitrags in den ersten Versicherungsjahren wäre hinfällig. Also sollte man sich schon die nötige Zeit nehmen, sich der Vertragsbestandteile tatsächlich bewusst zu werden, damit man nicht einfach und schnell irgendwas abschließt. Das sollte allerdings auch nicht dazu führen, dass man den Abschluss immer weiter aufschiebt, weil man sich denkt, dass nächstes Jahr ein noch besserer Versicherungsschutz angeboten werden könnte.


kein Schnellschuss


Solltest Du Dich in der Vergangenheit schon intensiver mit dem Thema beschäftigt haben und eigentlich nur noch einen kleinen Anstoß zum Abschluss benötigen, dann könnte die Senkung des Höchstrechnungszinses genau dieser Anstoß sein. Hier könntest Du heute dafür sorgen, dass Du während der gesamten Vertragslaufzeit einen geringeren Beitrag zahlst. Sofern Du Dich mit dem Thema bisher noch nicht ausreichend beschäftigt hast, solltest Du Dir die notwendige Zeit nehmen. Wenn dies dazu führt, dass Du erst im nächsten Jahr einen Vertrag unterschreibst und somit einen etwas höheren Beitrag im Vergleich zum Abschluss in diesem Jahr bezahlst, dann ist das halt so. Viel wichtiger ist, dass Du genau weißt, was Du abgeschlossen hast und der Vertrag zu Dir passt.


Disclaimer:


Es handelt sich hier selbstverständlich nicht um eine Anlageberatung oder -empfehlung, sondern nur um meine persönliche Meinung, die völliger Unsinn sein kann.

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